Naturpark Dümmer wächst weiter
Stadt Lohne offiziell Mitglied im Naturpark Dümmer/Feierliche Übergabe der Urkunde im Ratssaal
„Mit der Hinzunahme des östlichen Teilgebietes der Stadt Lohne (die Ausläufer der Dammer Berge von Steinfeld bis Vechta und östlich anschließender Diepholzer Moorniederung) und der Erweiterungsfläche von 30,65 Quadratkilometern passe sehr gut in das Gesamtkonzept der flächigen Ausdehnung im Naturpark. Hierin seien repräsentativ für Nordwestdeutschland altsächsische Siedlungskerne (sogenannte Drubbel) auf dem Höhenzug der Landschaftsform Plaggeneschkultur, die auf dem Geestrücken zu finden sind, steht in der Begründung“, so Landrat Winkel.
Der Abgrenzungsvorschlag beziehe auch die größeren Waldgebiete von Kroge-Ehrendorf, Südlohne und Brägel mit ein, die vor 100 Jahren die Heidelandschaften ablösten. „Die hier noch vorzufindende Eschkultur besitzt mit ihrer Landschaftsstruktur ein deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal, das bisher selten in einem Naturpark in besonderer Weise beworben wird“, heißt es in der Begründung weiter.
Der Ansatz des Zusammenwachsens als gemeinsame Klammer für die Neuentdeckung einer regionalen Identität, die durch die unterschiedliche Verfasstheit der Grafschaft Diepholz und dem Großherzogtum Oldenburg bisher geprägt war, sei jetzt die Aufgabe der Verantwortlichen jenseits und diesseits der Moore, verstanden die Vertreter der Stadt Lohne Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer und seine Stellvertreter Elsbeth Schlärmann und Norbert Bockstette, sowie der allgemeine Bürgermeistervertreter Gert Kühling den Auftrag. Als Vertragspartner sahen sich dabei Cord Bockhop und Geschäftsführer des Naturpark Dümmer Detlef Tänzer und Herbert Winkel.
"Grenzen überwinden" nannten sie es im Arbeitstitel und sahen dies als Chance zu einem neuen Landschafts- und Bodenbewusstsein als gemeinsame Schnittmenge bei regional unterschiedlichen Befindlichkeiten. „Für uns ist das pure Euphorie, nicht wie es im Steckbrief zur Begründung vom Umweltministerium hieß“, betonte Bockhop. Da war das Thema als „Die Anlage zu Nummer 8 Dümmer erhält die in der Anlage abgedruckte Fassung“ betitelt.
Hier schweifte der Blick zu Jürgen Göttke-Krogmann, der als „Vater der Idee“ und mit großer beruflicher Expertise in Sachen Natur und konkret zu Eschkultur landkreisübergreifend seit Jahrzehnten gilt. Sein historischer Hof in Kroge-Ehrendorf ist außerschulischer Lernort, Wanderherberge für Pilgerer auf dem nahen Pickerweg, der als alter Handelsweg von Wildeshausen nach Osnabrück in die Baltische Route des Jakobsweges integriert wurde. Auf dem Geestrücken stellt er die Verbindung über die drei Naturparke Wildeshauser Geest, Dümmer und TERRA.vita her.
„Ein weiteres verbindendes Element stellt der prähistorische Bohlenweg Pr IV, Synonym damaliger Infrastruktur für Handel durch unwegsames Moor zwischen Kroge (Lohne) und Lindloge (Diepholz) dar“, ergänzt Detlef Tänzer. Dieser, durch ein Naturpark Projekt archäologisch erkundete Weg, hatte bereits vor 2050 Jahren das trennende Moor überspannt.
„Lohne hat Glück. Wir haben für weitere fünf Jahre eine Naturpark-Förderung für infrastrukturelle Maßnahmen erhalten. In dem Kontext schwebt uns auch die Sanierung des Aussichtsturmes auf dem Geestzug vor. Dann können sich die Besucher von der im Bau befindlichen Aussichtsplattform im Bereich Lindloge per Fernglas sehen.“ Auch die Ausschilderung über die Kreisgrenzen hinweg werde erneuert. Er plane zudem, die Bilder des ausgegrabenen Bohlenweges durch die Vechtaer Fachfirma denkmal3D dreidimensional den mit dem Naturpark kooperierenden Museen wie dem Industriemuseum Lohne, den Moorwelten in Ströhen und dem Dümmer-Museum in Lembruch zur Verfügung zu stellen. Wie die gefundenen Artefakte rund um die Ausgrabung zum Thema für Besucher gemacht werden, dazu hätte sich eine Arbeitsgemeinschaft gebildet.
Im anschließenden Brainstorming für die weitere Zusammenarbeit lieferten die Stichworte im Projekt des Naturparks „Mit Kopf, Herz und Hand“ werden im Frühjahr erneut zertifizierte Naturführer ausgebildet (Tänzer), „Der Landkreis Vechta arbeitet auch an einem Wanderwegekonzept“ (Winkel) und „Wir in Lohne arbeiten daran, dass Natur- und Landschaftsschutz mehr Vorrang haben soll“ (Gerdesmeyer).
Das Fazit der Naturparkmitglieder war die Stärkung der gemeinsamen Bemühungen, um die umgebende Natur für einen noch besseren Naherholungswert zu entwickeln. Die Zeiten, dass, wie Winkel es von einem Brockdorfer Senior einmal hörte „Ich war nur mal freitags in Deefholt zum Bratwurst essen“ soll es so nicht wiedergeben. Landrat Winkel erhielt für die Aussage „Wir wollen einen Bildungsfond auflegen“ im Kontext mehr außerschulisches Lernen, einige „Ah und Ohs“ zum Abschluss. Außerdem will er demnächst die Grenzen des Naturparks mit dem Motorrad abfahren.